Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der Meisterdenker des Deutschen Idealismus, starb am 14. November 1831 im Alter von 61 Jahren in Berlin. Die Zeitzeugen führen seinen Tod auf eine Cholera-Epidemie, die seit April in Berlin herrschte, zurück. Die Nachkommen, sieben Generationen später, stellen eine andere Ferndiagnose: Hegel starb an einem akuten Ausbruch einer chronischen Magenerkrankung.
Wer sich gerade oder für immer in Berlin aufhält und gerne auf Friedhöfen einen Spaziergang unternimmt, kann bei dieser Gelegenheit seine Grabstätte besuchen. Sie befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte, der Haupteingang liegt in der Chausseestraße 126. Für Spaziergänger und Besucher, die Sicherheit und Ordnung lieben, werden auch gerne die Koordinaten angegeben: Abteilung CH, G1.
Von 1788 bis 1793 studierte Hegel im Tübinger Stift. Im Wintersemester 1790/1791 teilte er zusammen mit Hölderlin und Schelling ein Zimmer. Das Abschlussexamen in Tübingen fand im Herbst 1793 statt. Das Abschlusszeugnis Hegels, in Latein verfasst, ist überliefert und enthält folgende Beurteilungen:
- valetudo non constans (unbeständige Gesundheit)
- statura media (mittelgroßer Wuchs)
- eloquium haud gratum (keine bemerkenswerten rhetorischen Fähigkeiten)
- gestus pauci (zurückhaltende Gestikulationen)
- ingenium bonum (hervorragende geistige Anlagen)
- judicium excultum (gesundes Urteil)
- memoria tenax (sicheres Gedächtnis)
- scriptio lectu non difficilis (gut lesbarer Stil)
- mores recti (korrektes Verhalten)
- industria nonnumquam interrupta (gelegentlich nachlassender Fleiß)
- opes sufficientes (ausreichende physische Anlagen)
- studia theologica non neglexit (Erfolge in Theologie)
- orationem sacram non sine studio elaboravit, in recitanda non magnus orator visus (nicht ohne Eifer seine Predigerversuche, allerdings ist er kein großer Redner)
- philologiae non ignarus (gute philologische Kenntnisse)
- philosophia multam operam impendit (viele Bemühungen in Philosophie)
Nach dem Erhalt seines Abschlusszeugnisses und der Auswertung seiner persönlichen Erfahrungen mit dem Tübinger Stift entschloss sich Hegel, nach dem Studium auf keinen Fall die geistliche Laufbahn einzuschlagen und nicht wie von ihm erwartet Pfarrer zu werden, sondern etwas anderes auszuprobieren: nämlich die Philosophie. Die Vertreter der Nachwelt bedanken sich von Herzen bei ihm nachträglich für diese kluge Entscheidung. Vielen Dank, Georg, dass du kein Pfarrer geworden bist.